Brandschutz bei Holzhäusern – Fakten und Normen

Verbrennungsphysik: Konstruktionsholz kontra Stahl

Beginnen wir mit einer Tatsache, die Investoren am meisten überrascht. Im Falle eines voll entwickelten Brandes verhält sich eine massive Holzkonstruktion oft vorhersehbarer und sicherer als eine ungeschützte Stahlkonstruktion. Warum?

Stahl verliert unter Einfluss hoher Temperaturen blitzschnell seine Tragfähigkeit. Er wird weich, verbiegt sich und die Konstruktion kann gewaltsam und ohne Vorwarnung einstürzen. Es ist zu betonen, dass ungeschützter Stahl, insbesondere in Konstruktionen, wo das Element unter hoher Last steht, bei hohen Brandtemperaturen (über ca. 500-600°C) tatsächlich sehr schnell seine Tragfähigkeit verliert. Dies kann innerhalb von wenigen bis mehreren Minuten geschehen. Stahl ändert seine Kristallstruktur, wird plastisch und verliert seine Steifigkeit, was zu Durchbiegungen und plötzlichem Einsturz führt. Ohne entsprechende Schutzmaßnahmen (wie aufschäumende Farben oder Brandschutzplatten) ist Stahl ein Material mit sehr geringer Feuerwiderstandsdauer, was die Tragfähigkeit betrifft.

Bei Holz sieht dieser Prozess anders aus. Wenn Feuer einen dicken Holzbalken verzehrt, bildet sich auf seiner Oberfläche eine verkohlte Schicht. Diese Holzkohle wirkt wie ein natürlicher Isolator. Sie schneidet die Sauerstoffzufuhr zu den tieferen Schichten des Balkens ab und verlangsamt den Temperaturanstieg im Inneren des Tragelements.

Dank dieses Phänomens "verteidigt" sich Konstruktionsholz selbst und behält die Tragfähigkeit für eine bestimmte Zeit (z.B. 30 oder 60 Minuten), was der Feuerwehr Zeit zum Handeln und den Bewohnern Zeit zur Evakuierung gibt. Die Konstruktion "fließt" nicht so wie erhitzter Stahl. Tatsächlich kann massives Konstruktionsholz seine Tragfähigkeit bei einem Brand überraschend lange behalten, eben dank der Bildung der isolierenden Verkohlungsschicht. REI-Normen (Tragfähigkeit, Raumabschluss, Wärmedämmung) für Holz können REI 30, REI 60 und sogar mehr betragen (z.B. bei sehr dicken Balken). Vieles hängt von der Dicke der Holzelemente, der Holzart und davon ab, ob es durch zusätzliche Materialien wie Gipskartonplatten oder Mineralwolle geschützt ist. Im Kontext des Textes sind 60 Minuten ein realistisches Ziel für gut entworfene Holzkonstruktionen.

Imprägnierung und Bearbeitung: Warum Feuer am Holz "abgleitet"?

Haben Sie schon einmal versucht, im Kamin ein dickes, glattes Holzscheit ohne Anzünder anzuzünden? Es ist fast unmöglich. Ähnlich ist es mit Konstruktionsholz C24, das wir bei System-S verwenden.

Das Geheimnis liegt in der mechanischen Bearbeitung. Das Holz ist vierseitig gehobelt und hat gefaste Kanten. Was bringt das im Kontext des Brandschutzes?

  • Glatte Oberfläche: Flammen haben keinen Angriffspunkt. Das Feuer "gleitet" am glatten Balken ab, anstatt in seine Struktur einzudringen, wie es bei sägerauem (ungehobeltem) Holz der Fall ist.
  • Keine Splitter: Genau diese kleinen Elemente entzünden sich als erstes. C24-Holz ist frei davon.

Und was ist mit der Imprägnierung? Es ist hervorzuheben, dass Konstruktionsholz, obwohl es ein brennbares Material ist, oft einer zusätzlichen Imprägnierung mit Brandschutzmitteln unterzogen wird. Diese Imprägnate machen das Holz nicht unbrennbar, schränken aber seine Entzündbarkeit erheblich ein und verlangsamen die Ausbreitung des Feuers. Sie wirken auf verschiedene Weisen: Sie können auf der Oberfläche eine nicht brennbare Isolierschicht bilden, flammenhemmende Gase freisetzen oder die Zündtemperatur des Holzes erhöhen. In Kombination mit einer glatten, gehobelten Oberfläche und dem Fehlen von Splittern erhöht eine entsprechende Imprägnierung zusätzlich die Sicherheit der Konstruktion, indem sie Entzündung und Entwicklung eines Brandes in der Anfangsphase erschwert.

Schutzpanzer: Gipskartonplatten und Steinwolle

Sie müssen eine entscheidende Sache wissen: In einem korrekt gebauten Holzrahmenhaus hat das Feuer selten überhaupt eine Chance, die Holzkonstruktion zu berühren. Das Holz ist in einem System aus nicht brennbaren Materialien "eingeschlossen".

  1. Feuerbeständigkeit von GK-Platten: Innenwände und Decke sind mit Gipskartonplatten verkleidet (oft mit erhöhter Feuerbeständigkeit, gekennzeichnet durch rosa Farbe). Gips enthält in seiner Kristallstruktur Wasser (ca. 20%). Während eines Brandes verdampft dieses Wasser, was die Wand effektiv kühlt und das Feuer für mehrere Dutzend Minuten davon abhält, das Ständerwerk zu erreichen.
  2. Mineral-/Steinwolle: Die Wandfüllung ist Wolle, die die Brandverhaltensklasse A1 (nicht brennbares Material) besitzt. Steinwolle hält Temperaturen von über 1000°C stand. Sie wirkt wie ein Feuerschild und lässt nicht zu, dass sich Flammen innerhalb der Trennwände ausbreiten.

REI-Normen – Mathematik der Sicherheit

Im Bauwesen gibt es keinen Platz für "ich glaube". Jedes Gebäude, unabhängig von der Technologie, muss strenge Brandschutznormen erfüllen. Für Einfamilienhäuser ist der Schlüsselparameter die Feuerwiderstandsklasse REI.

  • R (Tragfähigkeit): Wie lange hält die Konstruktion die Last während eines Brandes.
  • E (Raumabschluss): Wie lange lässt die Wand keine Flammen und Gase auf die andere Seite durch.
  • I (Wärmedämmung): Wie lange erhitzt sich die Wand auf der anderen Seite nicht auf eine Temperatur, die einen Brand im Nachbarraum entfachen könnte.

System-S Holzrahmenhäuser sind so konzipiert, dass sie die gesetzlich geforderten Normen erfüllen (meist REI 30 oder REI 60). Das bedeutet, dass die Wand unter Brandbedingungen mindestens 30 oder 60 Minuten vollem Feuerangriff standhält. Das ist ein Standard, der mit gemauerten Gebäuden identisch ist.

Ist ein Holzrahmenhaus leicht entflammbar? Zusammenfassung

Die Antwort lautet: Das Konstruktionsmaterial selbst (Holz) ist brennbar, aber das fertige Haus – als System von Trennwänden – ist hochgradig feuerbeständig. Die Kombination aus gehobeltem Holz, nicht brennbarer Wolle, Gipsplatten und potenzieller Imprägnierung schafft einen sicheren Lebensraum. Das Brandrisiko im Haus resultiert nicht aus der Wandbautechnologie, sondern meist aus fehlerhafter Elektroinstallation oder menschlichem Versagen (z.B. in der Küche). Und vor diesen Faktoren schützen wir uns im Holzhaus genauso wie im Betonhaus – durch Verwendung hochwertiger Ausstattung und gesunden Menschenverstand.

FAQ - Häufig gestellte fragen

Bei kammergetrocknetem und vierseitig gehobeltem Holz (C24) ist eine zusätzliche chemische Brandschutzimprägnierung im Einfamilienhausbau meist nicht erforderlich, sofern die Konstruktion mit Gipskartonplatten verkleidet ist. Die mechanische Bearbeitung des Holzes allein stellt einen großen Schutz dar.

Ja, vorausgesetzt, sie wird gemäß den Normen für Holzrahmengebäude ausgeführt. Leitungen werden in selbstverlöschenden Leerrohren geführt, und Verbindungen erfolgen in Dosen ohne Sauerstoffzugang. Dies eliminiert das Risiko von Funkenbildung.

Man kann ihn sicher installieren. Der Schlüssel ist eine entsprechende thermische Isolierung des Schornsteins und des Kamineinsatzes von Holzelementen. Es werden Wolle mit Aluminiumschirm und Kalziumsilikatplatten verwendet.

Sollte sie nicht sein. Versicherungsgesellschaften behandeln moderne Holzrahmenhäuser gleichwertig mit gemauerten, vorausgesetzt, es werden Abnahmeprotokolle (Elektrik und Schornsteinfeger) vorgelegt.

Gipskartonplatten setzen Wasserdampf aus dem Gips frei und kühlen die Umgebung. Sie bilden eine Brandschutzbarriere und verzögern das Erreichen der Konstruktion durch das Feuer um 15-30 Minuten pro Plattenschicht.
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